Nach einer belastenden Geburtserfahrung dreht sich innerlich vieles um emotionale Sicherheit oder das Wiederherstellen dieser inneren Stabilität. Da ein Geburtstrauma unter anderem durch das unerwartete Erleben einer unvorhersehbaren und belastenden Situation, sowie durch das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein geprägt sein kann, spielt das Thema Sicherheit danach eine entscheidende Rolle.
Dabei unterscheide ich zwischen zwei Arten von Sicherheit:
Um ein Geburtstrauma zu integrieren und zu verarbeiten, benötigt die betroffene Frau ein Maß an innerer Sicherheit, die ihr ermöglicht, sich den Erlebnissen zu nähern. Doch wie kann diese Sicherheit geschaffen werden, insbesondere angesichts von Verletzlichkeit, Trauer, Desorientierung und emotionaler Erschöpfung?
Um belastende Emotionen integrieren zu können, ist ein gewisser innerer Abstand zu den Erlebnissen, die diese Emotionen hervorgerufen haben, nötig. Verarbeitet kann nur werden, was auch angesehen werden kann. Angesehen kann nur werden, was einen gewissen Abstand zu mir selbst hat.
(Ich bin die Erfahrene : das ist die Erfahrung)
Der erste Schritt ist also ein inneres Zurücktreten. Dieses Zurücktreten geschieht durch die absolute Akzeptanz von den gemachten Erfahrungen: "Ja, meine Geburt hat mich traumatisiert".
Wenn diese innere Bejahung stattfindet, wird das Trauma als eigenständiges Erlebnis gesehen, dessen Folgen nun durchlebt werden. Es ist so, als würde diese erste Akzeptanz dem Erlebten eine Definition, einen Namen geben und das was benannt ist, kann gleichzeitig nicht ich selbst sein, Abstand entsteht.
Sobald diese erste Bejahung stattgefunden hat, lässt sich durch die Praxis des bewussten Atmens sehr schnell eine erlebbare, innere Sicherheit, im eigenen Körper und somit im Alltag und jedem Moment etablieren.
Bewusstes Atmen schafft einen inneren Abstand und definiert
MICH (ich bin hier, in meinem Körper) und die Emotion als Folge des Traumas, als Gefühlserfahrung.
(Ich bin die Erfahrende : Das ist die Gefühlserfahrung).
Diese innere Definition von:
Ich bin hier (Sicherheit) und ich spüre (...xy-Emotion), macht den wesentlichen Unterschied in der Verarbeitung des Geburtstrauma. Innere Sicherheit kann nur durch einen Abstand, in der Unterscheidung zwischen mir und Erfahrung/Emotion, erlebbar werden.
Diese innere Definition von:
Ich bin hier (Sicherheit) und ich spüre (...xy-Emotion), macht den wesentlichen Unterschied in der Verarbeitung des Geburtstrauma. Innere Sicherheit kann nur durch einen Abstand, in der Unterscheidung zwischen mir und Erfahrung/Emotion, erlebbar werden.
2. Sicherheit in der Verarbeitung durch einen sicheren Raum
Die Voraussetzung für die Verarbeitung und Integration eines Geburtstrauma, ist das Erleben eines sicheren Raumes, in dem sich die betroffene Frau entspannen und fallen lassen kann. Für die Herstellung eines sicheren Raumes ist daher erstmal die Person, welche begleitet oder unterstützt (oder zuhört), verantwortlich.
Ein Raum wird durch bedingungslose Annahme von dem was sich zeigt oder was gefühlt wird, sicher. Somit ist die tiefe Akzeptanz von allem was "da" ist, der Schlüssen, um einen Verarbeitungsraum sicher zu machen.
Wird die Daseinsberechtigung, von individuell empfundenen Emotionen und Erlebnissen, dauerhaft aufrecht erhalten, kann sich das angespannte Nervensystem lösen, Annahme der Geschehnisse geschieht. Diese Annahme wird nun aber nicht mit der eigenen Individualität verwechselt, da das bewusste Atmen die Betroffene selbst in innerer Sicherheit hält. Die Betroffene bleibt durch das Atmen in Definition zu den Geschehnissen, es entsteht keine Verschmelzung, welche in inneres Chaos oder Überforderung führen würde.
Ein stabil gehaltener, sicherer Raum wird ebenfalls einen Einfluss auf den inneren Umgang der Betroffenen mit sich selbst haben. Besonders nach so verletzlichen Erlebnissen, fällt es vielen betroffenen Frauen schwer, nicht sich selbst und ihren Körper die gesamte Schuld zu geben. Selbstmitgefühl und innere Akzeptanz sind tief unter der Selbstablehnung und nicht selten auch Wut gegen die eigene Weiblichkeit und den Körper verborgen.
Das Erleben eines konsequent, sicheren Raumes wird in der Betroffenen eine gewisse Orientierung hinterlassen. Insbesondere in der fortgeschrittenen Integrationsarbeit, die eine betroffene Frau oftmals selbstständig meistern kann, wird das Vorbild des erfahrenen, sicheren Raumes in ihr aufblühen und ihr zur Verfügung stehen.
Einmal etabliert und erlaubt, steht der sichere Raum ab jetzt immer zur freien Verfügung.
Alle Rechte vorbehalten | Sina Baurmann - Integration von belastenden Geburtserfahrungen